Tai Chi richtig zu erlernen und zu lehren beinhaltet nach dem "Gestalt-Konzept" wesentlich mehr als die Form zu beherrschen. Für ernsthafte Lehrer empfiehlt sich folgender Vergleich. Nur die Form zu lehren, wäre vergleichbar mit einem Papagei, der Worte nur imitiert. Die Kunst des Sprechens umfasst sehr viel mehr Hintergrund-Kenntnisse wie Syntax und Semantik.
BEGRIFFE
TRADITION UND ESOTERIK
Aus dieser "dreidimensionalen Perspektive" erkennt auch der Laie rasch eine weitere Problematik des sogenannten "Traditional Yang Family Taichichuan". Es ist die traditionell-esoterische Weltanschauung einer "Inneren Kampfkunst" mit ihren längst erwiesenen Irrtümern. Dies wird anhand der einzelnen Yang-Zhenduo-Videos erläutert auf www.yang-jun.tai-chi-verband.de. Dabei erweisen sich Youtube-Videos als zuverlässige Hilfe bei der Interpretation strittiger Begriffe, die sich häufig als "Worthülsen für Marketing" erweisen.
Nebenstehendes englischsprachige Video mit einem Yang-Jun-Interview wurde am 01.07.2016 auf Youtube veröffentlicht. Worauf sicher viele schon lange gewartet hatten, wurde jetzt wahr: Erstmalig äußert sich der in der Familie Yang umstrittene "Linienhalter Yang Jun" zum Thema "Traditionelles Tai Chi Chuan". Doch schon im Titel "Was bedeutet Traditioneller Stil genau"? * wird deutlich, dass es nicht um den Yang-Stil-Fokus geht. Der Interviewer MAD-DECODE erweitert sogleich seine Frage dahingehend, welche Art von Veränderungen jede Generation vornehmen kann ohne die Wesenheit der Tradition zu verfälschen. Darüber bin ich sehr enntäuscht, denn somit wird die Brisanz der These, Yang Jun lehre den "Traditionellen Yang-Familien-Stil" ja nur am Rande gestreift.
Doch statt etwas zu klären, tauchen nun erst recht Fragen auf: Wenn nun die Bezeichnung "Tradition" bedeutet, dass die Prinzipien von Generation zu Generation bewahrt werden - wieso hat dann Yang Chengfu die Zahl der Prinzipien von 13 auf 10 reduziert und wieso wird dies von dem Hongkon-Clan der Familie nicht mitgetragen? Nun - die Antwort kann m. E. nur lauten: Weil dieser Familienzweig mit Yang-Chengfu-Sohn Yang Shouchung eben doch das wirklich traditionelle Familien-Taichi bewahrt! Mein Fazit: Das Interview zeigt ganz klar, dass Yang Zhenduo und Yang Jun den Terminus "traditionell" nicht in seiner üblichen Bedeutung nutzen und dadurch besonders Laien leicht irreführen können.
Im nebenstehenden Ausschnitt (Dauer 5 Minuten) bestätigt Yang Jun nach dem recht langen Vorspann zunächst die Wichtigkeit der (eingeschränkten) Frage und findet sie "gut und interessant". Dem kann man nur zustimmen. Tradition bedeute für ihn "etwas, was bewahrt und befolgt werden müsse". Nun sei aber jeder Mensch unterschiedlich in seiner Körper-Struktur und in seiner Art - folglich könne nicht jeder die Form wie Yang Chengfu ausführen. Was jeder bewahren und befolgen müsse entsprechend seiner eigenen Art sei etwas anderes. Es sei unbedingt nötig, den Standards zu folgen. Zu diesen gehörten zwei Grundlagen - 1. die Prinzipien mit Theorie und Philosophie und 2. die Person, die den Standard-Rahmen geschaffen hat mit den Bewegungen und der Art, sie auszuführen. Punkt 2, also der Rahmen, sei von Stil zu Stil unterschiedlich - im Yang-Stil beispielsweise sind die Bewegungen groß. Punkt 1, also die Prinzipien, seien in allen Stilen ähnlich und würden sich nicht ändern. Yang Jun betont, dass Punkt 2, die Art sich zu bewegen, sich ändern könne, ohne dass das Traditionelle verloren ginge.
Auf eine gewissen Art sagen wir, dass Yang Chengfu die Familien-Form fixiert hat und unser Familien-Modell darstellt. Daher haben wir auch nicht die Absicht, die Form weiter zu verändern. Ihr soll man folgen, aber jedes Individuum sei unterschiedlich.
Der Interviewer MAD-DECODE vergewissert sich, dass man daher nicht über Form-Unterschiede sprechen sollte sondern über die zugrundeliegenden Prinzipien. Meister Yang stimmt dem zu und betont, dass wenn man von der Tradition spreche, es auch immer um ein Verständnis der Kunst ginge und jede Generation ihre gemachten Erfahrungen zusammenfasse. Darüber gäbe es auch Aufzeichnungen. Das gehöre unbedingt zur Tradition und auch dies müsse man bewahren.
Das Gesamt-Interview soll demnächst veröffentlich werden - man kann gespannt sein. Kommentierte Yang-Family-Reviews: Yang Jun, Yang Chienhou, Yang Banhou.
* What does "traditional style" means exactly? What kind of changes every generation can introduce without distorting the essence of tradition?. Master Yang Jun answers these questions in a part of the interview that will be published very soon in complete version in our "Lead to gold" Magazine and DECODE channel.
Meine Abgrenzung zu Yang Jun hat sich schrittweise über viele Jahre entwickelt. Für mich sind inzwischen Yang Juns Behauptungen widerlegt. Für mich ist ein "Richtiges Lernen und Lehren" auf den Grundlagen von Yang Jun nicht möglich. Die neue Religiosität mit EsoGuru-Auftritt und Schüler-Kniefall läßt mich an die Magellan-Metapher denken "Die Erde ist eine Scheibe!" Das Klarwerden über meine eigene Postition wurde durch mehrere Faktoren beeinflußt. Zum einen durch die verbesserte Zugänglichkeit zu Meister-Videos, die Form-Vergleiche ermöglichten. Zum anderen der Kontakt zu TSYR-Kaisho Tobin E. Threadgill und seine Kenntnisse zur Verbreitung von "Chinese Martial Arts Internals" in Japan, die sino-japanische Studien ermöglichten. Weiterhin die große Vertrautheit mit Standards der Erwachsenenbildung, die ideologie-freies Unterrichten ermöglichen. Weiterhin haben mich die neueren Forschungen zu den Faszien beeinflusst, die den (von mir ohnehin nicht benutzten) Qi-Begriff überflüssig machen.
FAQ von Taiji-Lehrern in Deutschland
Gute Lehrer, die offen "über den Tellerrand schauen", sind gewohnt, Taiji-Formen in größeren Zusammenhängen zu beurteilen. Auch Laien können durch Video-Vergleich leicht feststellen, dass Yang Juns Bezeichnung "Yang Family Tai Chi Chuan Traditional Form" irreführend ist. Dr. Langhoffs ganzheitliches Konzept des "Richtig Lernen und Lehrens" enthüllt weitere gravierende Fehlurteile der Yang-Familie, die teilweise noch aus den "Tai-Chi-Klassikern" herrühren. Quelle Yang Zhenduo Videos
Seminare Deutschland
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Anhalten in der Taiji-Form - "Yang-Jun-Rucken"
Vielen fällt auf, dass Yang Jun beim Form-Laufen bei jeder Figur im Endpunkt kurz stoppt. Dies ist im Yang-Stil ungewöhnlich und ich werde manchmal gefragt, ob sich dies mit den Prinzipien von Yang Chengfu vereinbaren lässt. Dort heißt es in der Tat "ohne Anfang und ohne Ende". Yang Zhenduo nannte es häufig "Stoppen - nicht Stoppen". Dieses "Yang-Jun-Rucken" sieht man bei seinem Großvater nicht. Doch auf der Grundlage der klassischen essentiellen Punkte wäre es vertretbar. Die wahren Gründe für diese Abweichung vom üblichen sind mir jedoch nicht bekannt.
"Anerkannte Yang-Chengfu-Form"?
Unterstellt man einmal, es gäbe eine "anerkannte Yang-Chengfu-Form", dann wäre wohl die Fu-Zhongwen-Ausführung" die naheliegende Option. Warum nicht Yang Jun, der dies doch auch behauptet? Nun - Yang Juns Lehrer war Yang Zhenduo und dieser hat erstens kaum von Yang Chengfu persönlich lernen können und er hat zweitens offenbar die Form verändert.
"Traditioneller Yang-Stil" erklärt von Frank Grothstück Köln und Johannes Mergner Berlin
Unterstellt man einmal, es gäbe eine "anerkannte Yang-Chengfu-Form", dann wäre angesichts der vielen Änderungen, die der Meister persönlich eingeführt hat, die naheliegende Frage, warum Yang Jun seine Form ausgerechnet als "tradtionelle Familienform tituliert. Die "Erklärung" von Frank Grothstück, dem Leiter des Yang Chengfu Centers Köln (http://www.tai-chi-chuan-koeln.de/index.html): "Die Yangschule des Tai Chi Chuan geht ursprünglich auf den Stilbegründer Yang Luchan zurück und wurde von seinem Enkel Yang Chengfu weiterentwickelt zum Traditionellen Yang Stil, so wie er heute noch in der Yang Familie geübt wird". Fast gleichlautend Johannes Mergner, der Leiter des Yang Chengfu Centers Berlin (http://www.yangstil-taiji.de/): "In jedem Yang Chengfu (YCF-) Center weltweit wird das Traditionelle Taijiquan der Yang-Familie unterrichtet (Traditioneller Yangstil)."
Die traditionelle Form im Lichte von Fakten und Fiktionen der "Szene"
Obige unlogische "Argumentation" ist einer der vielen Mängel, die ich solchen "Taiji-Family-Lehrern" vorwerfen muss. Ist ihnen die nebenstehende Video-Aufzeichnung unbekannt? Und wenn ja, warum? Die Antwort kann ich nicht geben, aber ich denke mir meinen Teil . . . Kann es eine Politik des "Augen zu und durch" sein? Bedeuten ihnen die Fakten so wenig, dass sie si lieber totschweigen? Es scheint sich meine Einschätzung zu bestätigen, dass Verbände, Lobbyisten genauso wie "Wikipedia-Mob Rule" gar nicht an Wahrheit und Aufklärung interessiert sind sondern an Durchsetzung ihrer Interessen. Soll dies auf Kosten der wahrhaft Interessierten gehen, so findet das nicht meine Billigung.